Sonntag, 6. November 2011

Abschied von den E-Mails

Würde man heutzutage eine Umfrage machen, mit welchem Medium am liebsten kommuniziert wird, so würde der handschriftliche Brief sicher auf einem Rang sehr weit hinten landen. Gerade im Privaten wird der Brief mittlerweile nur noch in seltenen Fällen gebraucht. Schließlich dauert seine Zustellung eine - für heutige Verhältnisse - Ewigkeit und er kostet immerhin Geld. Als ein viel praktischeres Medium kamen vor etwa 40 Jahren die E-Mails auf, eine Übermittlung in Echtzeit ermöglichen und zugleich noch kostenfrei sind. Es kam eine regelrechte E-Mail-Welle, die den damals üblichen Briefverkehr ablöste. Auch heute noch arbeiten die Unternehmen genauso wie Privatanwender mit den zahlreichen @irgendwas-Adressen. Doch auch dieser Trend geht neuerdings schon wieder zurück! Immer populärer werden Echtzeit-Chatprogramme wie Facbook, ICQ und Co, die nochmals gesteigert werden von Video-Chats wie z. B. Skype und Apples Facetime. Denn im Gegensatz zu E-Mails ermöglichen sie die synchrone Kommunikation, bei der man sofort eine Antwort bekommt, sei es per direkter Nachricht oder sogar als wörtliche Antwort des Video-Konferenz-Partners. Durch das Populärwerden dieser neuen Medien wird nun auch die E-Mail mehr und mehr verdrängt. Hier zeigt sich wieder einmal ein Denken, das sich stark nach der bestmöglichen Effizienz richtet, denn genau darum geht es ja heutzutage - Alles muss schneller und günstiger werden, und damit effizient. Atos-Chef Thierry Breton behauptet, dass E-Mails heutzutage nicht mehr "der beste Weg [seien], um eine Firma zu organisieren und Geschäfte zu machen". Er begründet dies mit der Tatsache, dass Manager in modernen Zeiten zwischen fünf und zwanzig Stunden pro Woche damit verbringen, E-Mails zu lesen oder zu schreiben. 
Auch wenn es sicherlich schnellere Methoden gibt, Kommunikation möglich zu machen, so sind meiner Meinung nach die E-Mails trotzdem eine sehr gute Wahl. Denn sie strahlen immerhin noch eine gewisse Seriosität aus, die man mittlerweile leider nur noch selten sieht.
Und außerdem sollte man sich auch fragen, wie es zukünftig weitergeht. Wenn nun die E-Mail bereits nach 40 Jahren tatsächlich aussterben sollte und durch Echtzeit-Kommunikation ersetzt wird, wie werden wir dann in weiteren 40 Jahren kommunizieren? Was ist die Steigerung von Video-Konferenz-Sitzungen und Sofort-Nachrichten? Bliebe prinzipiell nur ein Beam-System, mit dem man sich dann zur gewünschten Person beamt. Doch derart fiktiv wollen wir im Moment vielleicht dann doch noch nicht denken.


[angelehnt an: http://www.zeit.de/2011/45/E-Mail; 04.10.11]

"Liebe Marie"

... so beginnt Henning Sußebach seinen auf stern.de veröffentlichten Leserbrief an seine Tochter Marie. Marie ist zehn Jahre alt und geht in die fünfte Klasse auf einem Gymnasium mit G8. Wie auch viele andere junge Schülerinnen und Schüler hat Marie durch die Schulzeitverkürzung große Einschränkungen in ihrer Freizeit, um die sich ihr Vater sorgt. In seinem Brief versucht er, ihr in einfacher und doch tiefgründiger Weise zu erläutern, was das achtjährige Gymnasium an Problemen mit sich bringt.
Hier einmal die ergreifendsten Passagen: 

"Ich werde Dir von Schülern berichten, die krank werden vom dauernden Üben. Von Bildungsexperten, die Euch vorm Lernen warnen. Und von Eltern, die ihre Kinder trotzdem nicht in Ruhe lassen. Von Zeile zu Zeile werde ich wütender werden – weil ich wütend bin auf mich und auf ein Land, das Euch alle zu Strebern macht."

"Irgendwann haben wir Deutschen gemerkt, dass die Kinder in anderen Ländern noch schneller lernen als unsere. Dass sie in China früher damit anfangen und in Amerika früher damit aufhören. Und gleich arbeiten. Da hat uns die Angst gepackt. Wir haben uns nicht gefragt, ob es klug ist, zu lernen wie die Chinesen. Wir haben nur gedacht: Bevor die uns einholen, beeilen wir uns auch."

"Jeder Gymnasiast kostet 5000 Euro im Jahr. Geld für die Lehrer, den Hausmeister, die Tafeln und Turnmatten. Allein an Dir und Deinen 27 Klassenkameraden konnten sie also 140.000 Euro sparen."

"Mach auch mal Fehler, Marie! Sachen, die wir Eltern für falsch halten. Du bist ja schon vernünftiger als wir: Als ich Dich neulich gefragt habe, ob ich mittwochs mal schwänzen soll, den Kollegen bei der Zeitung sagen, ich würde zu Hause arbeiten, in Wahrheit aber mit Dir schwimmen gehen, hast Du geantwortet: »Ich habe keine Zeit. Ich kann nur an Wochenenden.«"

 "Warum wird das Buch einer verkniffenen chinesisch-amerikanischen Mutter, die über das Drillen ihrer Töchter schreibt, in Deutschland ein Bestseller? Wieso beschäftigen wir uns ernsthaft mit dieser Frau, die ihren Töchtern droht, die Stofftiere zu verbrennen, wenn sie faul sind?"

"Früher hatten Kinder Kopfschmerzen, weil sie eine Brille brauchten. Heute, weil sie beim Gedanken an die Schule mittlerweile die Gefahr des Scheiterns mitdenken."

"[...] Klassenarbeiten sollen nicht nur helfen, herauszufinden, welcher Schüler wo Schwächen hat – um dafür zu sorgen, dass es beim nächsten Mal besser klappt. Nein: Sie sollen auch helfen, die Schwächsten zu finden und auszusortieren. Deine Lehrerin hat nicht gesagt, es gehe ihr darum, alles zu tun, »damit« Kinder Schritt halten können. Sondern zu prüfen, »ob«."

"Aber Du sollst ruhig wissen, warum wir auf dem Weg ins Kino 17², 56 und 28 gelernt haben.
Du sollst wissen, warum ich Dich manchmal dressiere wie ein Dompteur sein Zirkuspferd – und mir dann wieder auf die Lippen beiße, statt nach der Schule zu fragen.
Du sollst wissen, dass Du mehr bist als die Summe deiner Leistungen.
Du sollst wissen, warum es manche Deiner Freundinnen nicht schaffen werden, warum ihre Stühle irgendwann leer bleiben werden.
Du sollst wissen, dass Depression keine Kinderkrankheit ist.
Du sollst wissen, dass die Schulzeit mehr sein sollte als ein Trainingslager fürs Berufsleben.
Du sollst wissen, dass die Gesellschaft an denen wächst, die sie infrage stellen.
Und Du sollst wissen, dass ich Dir das gestohlene Jahr zurückgeben möchte. An jedem Tag, an jedem Wochenende – und nach dem Abitur."

[Quelle: http://www.zeit.de/2011/22/DOS-G8/seite-1; 30.05.11]

Mittwoch, 2. November 2011

Es gibt sie nicht, die Farbe Pink.

Experten haben tatsächlich rausgefunden, dass die Farbe pink nicht auf der Regenbogenskala existiert. Folglich gibt es diese Farbe eigentlich nicht. Doch was ist es dann, das wir als pink wahrnehmen? Den Wissenschaftlern zufolge ist pink nichts anderes als die "Abwesenheit von grün". Das heißt, pink entsteht nur dann, wenn man aus dem Licht alle grünen Anteile rausfiltert. Dann nämlich bildet unser Gehirn aus den beiden übrig gebliebenen Farben rot und blau die Farbe pink. In Wirklichkeit existiert die Farbe jedoch nicht.
Ist damit der rosarote Traum der zahlreichen Pink-Anhänger geplatzt? Keineswegs, denn wer sich mit der wissenschaftlichen Tatsache über die Nicht-Existenz von pink dennoch nicht geschlagen geben will, dem bleibt ja glücklicherweise immerhin noch die Fehleinschätzung unseres Gehirns, die uns die Wahrnehmung dieser Farbe dann doch noch möglich macht, pink.


[Quelle: http://www.tagesschau.de/schlusslicht/pink102.html ; 26.10.2011]